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Klientelpolitik und Panikmache in Debatte um Wolfsabschüsse

Pressemeldung vom 28.04.2023

„EU-Recht gilt auch für Bayern und Markus Söder“

Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband Bayern kritisieren, dass in der aktuellen Debatte um den Wolf Klientelpolitik und Panikmache betrieben werden, anstatt sich auf zielorientierte Lösungen zu fokussieren. So beschloss die Bayerische Staatsregierung eine Verordnung zum schnelleren Abschuss von Wölfen – anstatt den notwendigen Herdenschutz voranzubringen. Im Bundestag wurden zwei Anträge der Opposition – von CDU/CSU sowie der AfD – gerade erst abgelehnt, die u.a. eine Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht und eine Regulierung von Wolfsbeständen vorsahen.

„Die großspurige Ankündigung von Markus Söder, dass Wölfe einer Region geschossen werden dürften, wenn nur eines der Tiere ein ungeschütztes Nutztier gerissen hat, ist absurd. Die vorgelegte Verordnung ist weder rechtskonform, noch praxistauglich, also nur Wahlkampfrhetorik und heiße Luft. Auch in Bayern gilt EU-Recht“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Der Verband geht – wie andere Natur- und Artenschutzorganisationen – davon aus, dass die bayerische Verordnung im Falle einer Klage von der EU-Kommission einkassiert wird.

„Gerade in Bayern, wo man sich für schöne Natur und Artenvielfalt rühmt, hat die Politik jahrelang absolut nichts getan, obwohl klar war, dass irgendwann Wölfe auch bei uns im Alpenraum dauerhaft siedeln und Rudel bilden werden. Statt Herdenschutzkonzepte speziell für die Almen zu entwickeln sowie innovative Entwicklungen dazu anzustoßen und gezielt zu fördern, wurde nun eine nicht haltbare Verordnung mit heißer Nadel gestrickt“ kritisiert Ilona Wojahn, Vorsitzende des Landesverbands Bayern des Deutschen Tierschutzbundes. Wie bei anderen Tierarten, die nicht ins Konzept passen – wie Fischotter, Bär oder Biber – reagiere man lediglich mit der Flinte.

Bejagung weder notwendig noch zielführend

Wölfe abzuschießen vermindert keine Rissereignisse, weil jederzeit Wölfe durch Deutschland und Europa wandern und ungeschützte Weidetiere als Nahrungsquelle nutzen können. Zudem können Abschüsse von Wölfen Rudelstrukturen zerstören und deshalb nachweislich zu mehr Rissen führen – etwa, wenn eine Führung von Jungwölfen durch Elterntiere, die getötet wurden, fehlt. „Ein stärkerer Abschuss von Wölfen oder eine Aufnahme ins Jagdrecht wird keinem Schäfer und keinem Almbauern helfen“, stellt der Deutsche Tierschutzbund klar. Der Verband verweist auf Frankreich, wo – trotz einer Vielzahl von Abschüssen und insgesamt weniger Wölfen – die Risszahlen deutlich höher liegen als in Deutschland. Die einzige tierschutzgerechte und nachhaltige Methode, um Weidetiere vor Wölfen zu schützen sind hinreichende Herdenschutzmaßnahmen, wie Elektrozäune, Herdenschutzhunde oder Nachtpferche. Werden diese von einem ansässigen Wolfsrudel akzeptiert, sorgt dieses selbst dafür, dass keine fremden Wölfe ins Gebiet einwandern. Auch die Behirtung könnte künftig wieder eine Rolle spielen.

Quelle: Dt. Tierschutzbund

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