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Stadttauben in Nürnberg – so bitte nicht!

Veröffentlicht am 16.02.2024 Wildtiere Tauben

Großes Unverständnis und Entsetzen ruft aktuell bei Tierfreunden ein in der Innenstadt von Nürnberg angebrachtes Plakat mit der unübersehbaren Schlagzeile:

„TAUBEN FÜTTERN = RATTEN FÜTTERN“ hervor.

Einem Betrachter ohne großes Hintergrundwissen wird mit dieser Gleichstellung von Tauben mit Ratten assoziiert, dass Tauben als Ratten der Lüfte zu betrachten sind, diese verstärkt Krankheiten verbreiten können, sowie Gebäude beschädigen und als Ungeziefer anzusehen sind. Dieses ist jedoch wissentlich falsch und führt letztlich dazu, dass sich unsere Gesellschaft auch in dieser Thematik zunehmend weiter spalten und polarisieren wird.

Stadttauben in Nürnberg – so bitte nicht!

Der Deutsche Tierschutzbund, Landesverband Bayern e.V. hat sich deshalb in einem dringlichen Schreiben an den Oberbürgermeister von Nurnberg, Herrn Marcus König, gewandt:

„Wie Sie sicherlich wissen, durch Vögel auf Menschen übertragene schwere Krankheiten, Zum Beispiel Ornithose, meldepflichtig. Das Robert-Koch-Institut weist diese Fälle jedes Jahr aus.

Das Ergebnis in Sachen Taube: Kein einziger Fall in über zehn Jahren, deutschlandweit. Gefährlich für den Menschen sind die Tauben also nicht. Auch wurde bereits 1989 vom ehemaligen Präsidenten des Bundesgesundheitsamtes bestätigt, dass die Gefährdung durch Stadttauben nicht größer ist als die durch Zier- und Wildvögel, sowie durch Nutz- und Liebhabertiere. Sie übertragen demnach also nicht mehr Krankheiten als andere Vögel auch.

Auch dass die Beschädigungen der Oberflächen von Baustoffen an Gebäuden wie beispielsweise an Sandstein, Granit, Beton durch Taubenkot verursacht werden, hat ein anerkanntes Gutachten der Universität Darmstadt klar widerlegt. Es ist erwiesen worden, dass diese Baustoffe von Taubenkot nicht beschädigt werden. Die Schäden entstehen hauptsächlich durch Luftschadstoffe und Niederschläge.

Auch Tierschützer und Tierfreunde befürworten eine Reduzierung der Population von Stadttauben und eine Verlagerung in Randgebiete, da ein Massenvorkommen in Städten störend sein kann und nicht erwünscht ist. Ihre große Anzahl kann zu einer Konzentration von Kot auf öffentlichen Plätzen führen, was als unangenehm empfunden werden kann.

Uns ist auch bewusst, dass eine falsche und übermäßige Fütterung der Tiere nicht in Ordnung ist, zu Problemen führen und auch den Tauben schaden kann. Jedoch ist eine Plakatierung mit missverständlichen und provokanten Schlagwörtern aus unserer Sicht nicht der richtige Weg, die Menschen aufzuklären und ihnen einen bewussten Umgang mit den Stadttauben nahe zu bringen.

Sinnvoller wäre es gewesen, das Geld für die sicherlich nicht billige Plakataktion in Aufklärung und betreute Taubenschläge zu investieren. Taubenschläge auf begehbaren gesicherten Flächen, versprechen nachweislich den größten Erfolg, um die Tiere von der Straße wegzubekommen und die Population einzudämmen. Ein gutes Stadttaubenmanagement ist langfristig die Lösung zur Verringerung der Taubenschwärme, wie beispielsweise das Projekt des „Tierschutzvereins für Stadttauben und Wildtiere e.V. – ein Haus für Stefan B“, in dem bereits ein Taubenschlag als Modellversuch in Nürnberg betreut wird.“

Wir haben den Oberbürgermeister, der immerhin mehrere Jahre Geschäftsführer des Nürnberger Tierheims war, gebeten, darauf hinzuwirken, dass derartige provokante, missverständliche und tierfeindliche Aktionen seitens der Stadt Nürnberg künftig nicht mehr stattfinden. Respekt, Aufklärung und wahrheitsgetreue Informationen über die Stadttaube in unserer Gesellschaft hingegen sind Wege zu einem friedlichen Miteinander von Menschen und Tier und finden auch unsere Unterstützung. Die Taube sollte ein Symbol des Friedens bleiben und tierschutzgerechte Behandlung erfahren.

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