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Einweihung des Waschbärengeheges in Haßberge – Pilotprojekt für Bayerns Tierheime

Veröffentlicht am 26.05.2022 Wildtiere Tierheime Mitgliedsvereine

Tierheime und Auffangstationen sind seit vielen Jahren mit einer zunehmenden Zahl an Wildtieren, insbesondere auch Waschbären, konfrontiert.

Alle in Europa vorkommenden Waschbären gehen auf Tiere zurück, die im 20. Jahrhundert aus Pelztierfarmen und Gehegen entkommen sind oder ausgesetzt wurden, um als Pelztiere bejagt zu werden. Es ist richtig, dass sie eine gebietsfremde Art sind, die sich ausbreitet und hin und wieder auch Schäden anrichten kann. Daher hat sie die EU als invasiv eingestuft. Wenngleich die Listung von Waschbären als „invasiv“ gemäß Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 lediglich ein Management und keinesfalls eine rigorose Verfolgung bedingt, so beobachten viele Vereine eine Zunahme verwaisten Waschbärennachwuchses, mutmaßlich auch aufgrund einer verschärften Bejagung. Konkret bedeutet das, dass die Mitgliedstaaten ein Management umsetzen müssen, wobei die Wahl der Mittel, egal ob Abschuss, Kastration oder anderes, den Ländern überlassen bleibt. Es besteht also weder die Vorgabe, Waschbären zu bekämpfen noch sie zu töten. Die Aufzucht verwaister Waschbären ist laut den Managementmaßnahmen der Bundesländer zur EU-Verordnung dezidiert erlaubt und vorgesehen!

Da ein Auswildern dieser Tiere jedoch grundsätzlich untersagt ist, wächst der Bedarf an entsprechenden, artgerechten Unterbringungs-möglichkeiten. Das Projekt in Haßberge dient entsprechend als Beispiel für eine solche Haltung und soll zudem auf die Problematik der als „invasiv“ gebrandmarkten Arten hinweisen. Jeder Waschbär hat – genau wie jedes andere Tier in menschlicher Obhut – ein moralisches Anrecht auf art- und seinen Bedürfnissen gemäße Unterbringung und Pflege. Nicht umsonst steht der Tierschutz als Staatsziel im deutschen Grundgesetz.

Daher hat der Landesverband Bayern des Deutschen Tierschutzbundes beschlossen, in ausgewählten Tierheimen Möglichkeiten zu schaffen, verwaiste Waschbären gesetzeskonform dauerhaft unterzubringen und hierfür möglichst artgerechte Gehege zu schaffen. Das bayerische Pilotprojekt ist nunmehr im Tierheim Hassberge entstanden und im Mai eröffnet worden. Natürlich wurde das Vorhaben im Vorfeld mit den zuständigen Naturschutz-, Jagd- und Veterinärbehörden abgestimmt und geprüft. Es ist somit behördlich genehmigt und überwacht.

Auf dem 120 Quadratmeter großen, aus vier Teilbereichen bestehenden Gehege können bis zu zehn Waschbären Unterschlupf finden und sich an Versteck-, Spiel- und Klettermöglichkeiten erfreuen und in den angelegten Wasserläufen planschen.

Die Finanzierung erfolgte ausschließlich aus Tierschutzmitteln mit Unterstützung des Deutschen Tierschutzbundes, des Bayerischen Landesverbandes und Vereinsmitteln der Tierschutzinitiative Hassberge. Hervorzuheben ist auch das große Engagement des Teams, denn für Bau und die Gestaltung der Anlage wurden unzählige ehrenamtliche Stunden geleistet. Es wurden also keine kommunalen Mittel verwendet – weder für die Einrichtung der Gehege noch für die Betreuung der Tiere. Dies wurde auch vertraglich mit dem Zweckverband Fundtiere Hassberge festgeschrieben.

Wer sich näher für das Waschbärengehege interessiert oder vielleicht sogar zum Nachahmen animiert wurde, ist herzlich eingeladen, die Tierschutzinitiative Haßberge zu kontaktieren. https://www.tierheim-hassberge.de

 
 
 
 
 
 
 
 
 
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